Projektstart „Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten“
Fotos, Briefe und Erinnerungsstücke gesucht
Berlin, den 24. März 2011: Das Projekt „Erster Weltkrieg in
Alltagsdokumenten“ startet heute mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit, sich
mit persönlichen Erinnerungsstücken aus der Zeit des Ersten Weltkrieges am
Aufbau eines digitalen europäischen Archivs zu beteiligen. Gesucht werden
Materialien verschiedenster Art, wie Fotos, Briefe, Feldpostkarten,
Tagebücher, Filme, Tonaufnahmen oder Erinnerungsstücke und die
dazugehörigen Geschichten. Anknüpfend an den Projektstart finden bis Mitte
April 2011 vier Aktionstage in Frankfurt am Main, Berlin, München und
Stuttgart statt. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative von Europeana, der
Deutschen Nationalbibliothek und der Oxford University.
Aufruf zum Mitmachen
Jeder ist eingeladen, zu den Aktionstagen Erinnerungsstücke an die
Kriegszeit mitzubringen. Diese werden vor Ort auf professionelle Weise
digitalisiert und mit den dazu gehörigen Angaben dem Online-Archiv
hinzugefügt. Unabhängig von den Aktionstagen können sich Interessierte auf
der Internetseite www.europeana1914-1918.eu registrieren und das Online-
Archiv selbstständig mit digitalen Bildern und Informationen füllen.
Bis 2014, dem Jahr, in dem sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum
einhundertsten Mal jährt, sollen in mindestens zehn europäischen Ländern
Memorabilia in digitaler Form gesammelt werden. Ziel des Projektes ist es, die
privaten Erinnerungen von Menschen verschiedener Nationen an diese
europäische Tragödie zu sichern und öffentlich zugänglich zu machen.
„Die Heranziehung privater Briefe zur Rekonstruktion des Kriegsalltags und
der Mentalitäten ist unerlässlich, um vor allem jene Menschen zum Sprechen
zu bringen, die ansonsten stumm geblieben wären. Ihre Erlebnisse wie auch
ihre Ängste, Hoffnungen und Phantasien sind den Historikern normalerweise
nicht zugänglich.“ - so bringt der Historiker Prof. Dr. Gerhard Hirschfeld,
Universität Stuttgart/Bibliothek für Zeitgeschichte, die Signifikanz des Projekts
auf den Punkt. Denn oft werden Erinnerungsstücke zwar für eine gewisse Zeit
in den Familien bewahrt, fallen aber nach und nach dem Vergessen anheim.
„Mit der Einladung, aktiv zu den Inhalten der Europeana beizutragen, öffnet
sich die Europeana ihren Benutzerinnen und Benutzern auf einer neuen
Ebene. Familienüberlieferungen, die Erinnerung an das Erlebte der am Ersten
Weltkrieg Beteiligten, aus Ländern zusammenzuführen, die als Alliierte oder
als Gegner diese Zeit erfahren haben, ist ein faszinierendes Vorhaben, von
dem ich mir für das kollektive Erinnern, aber auch für Wissenschaft und
Forschung wichtige Impulse verspreche“, erklärt Dr. Elisabeth Niggemann,
Vorsitzende der Europeana Foundation und Generaldirektorin der Deutschen
Nationalbibliothek die Zielsetzung der Europeana zu diesem Projekt.
Neuer Sammlungsansatz „Crowdsourcing“
Neu ist die Herangehensweise des Projektes, bei der die interaktiven
Möglichkeiten des Internets genutzt und mit Hilfe des „crowdsourcing“, also
der Quellensammlung aus der Masse, ein breites Spektrum an persönlichen
Erinnerungsstücken gesammelt und der Öffentlichkeit sowie der Forschung
zugänglich gemacht werden. Die Oxford University hat 2008 mit dieser
Methode bereits gute Erfahrungen gemacht und eine digitale Sammlung mit
einem breiten Spektrum an persönlichen Erinnerungsstücken zum Ersten
Weltkrieg im „Great War Archive“ (www.oucs.ox.ac.uk/ww1lit/gwa/) erstellt.
Der Film
Eine Geschichte aus diesem Vorgängerprojekt stellt die Verbindung zu
Deutschland her. In das „Great War Archive“ wurden Dokumente und
Erinnerungsstücke an die Freundschaft zwischen den Soldaten Bernard
Darley, einem Gefreiten der britischen Luftwaffe und Otto Arndt, einem
deutschen Kriegsgefangenen eingestellt. Ein Kurzfilm darüber verdeutlicht die
Idee des Projektes auf sehr anschauliche Weise. Im Film findet Luise Arndt
über die Website mehr über ihren Urgroßvater Otto heraus und kommt sogar
in Kontakt mit der Familie von Bernard Darley.
Aktionstage
Deutsche Nationalbibliothek,
Frankfurt am Main 31. März 2011, 10-20 Uhr
Staatsbibliothek zu Berlin - PK 2. April 2011, 10-17 Uhr
Bayerische Staatsbibliothek, München 6. April 2011, 10-20 Uhr
Württembergische Landesbibliothek /
Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart 12. April 2011, 10-20 Uhr
Pressekontakt
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