Erbfall - Mietverträge und andere Unterlagen nicht auffindbar

Ich stehe gerade vor einem riesigen Problem. Man hat mir eine Hausverwaltung angetragen, wo sich jetzt herausgestellt hat, dass keine Mietverträge zu aktuellen Mietern aufzufinden sind. Ein Mieter hat mir auf vorsichtige Nachfrage gesagt, dass man einen Vertrag besitzt und man mir eine Kopie zur Verfügung stellen will bzw. ich mir den Vertrag kopieren darf. Den Termin hat man aber nicht wahrgenommen. Ein anderer Mieter hat mir gesagt, dass man gar keinen Vertrag hat. Zwei weitere Mieter haben sich gar nicht gemeldet. In alten Verträgen von ausgezogenen Mietern, die sich finden ließen, waren immer Nebenkosten vereinbart worden. Früher hat der Eigentümer auch wohl Abrechnungen gemacht, in den letzten Jahren scheinbar aber nicht mehr. Es gibt Zähler für Heizung und Wasser in dem Haus, was ja auch auf ein Abrechnungswillen schließen lässt. Hat jemand eine Idee, wie so eine Abrechnung aussehen könnte? Der Erbe meint auch, dass da Mieter einfach eingezogen sind, die dazu gar nicht berechtigt waren. Der Erbe wohnt im Ausland und hat daher keinen Überblick was dort läuft. Der Erbfall ist schon Anfang dieses Jahres eingetreten. Einige Mieter haben dann auch die Mietzahlungen einfach eingestellt bzw. zahlen nur sporadisch.

Im Internet habe ich einen Artikel gefunden, dass es sich schwer nachweisen lässt, dass Zahlung von Nebenkosten vereinbart wurde, wenn keine schriftlichen Verträge gemacht wurden. Sind Mieter eigentlich verpflichtet, mir Kopien der Verträge zur Verfügung zu stellen? Um das alles noch abzurunden, handelt es sich bei dem Objekt um WEG. Die weiteren Eigentümer der Wohnungen haben auch nie eine Abrechnung bekommen und auch nie Hausgeld bezahlt. Vom Erblasser wurde wohl alles bezahlt, ohne weiter abzurechnen. Somit stehe ich vor einem riesigem Chaos. Wer hat Tipps, wie ich das Knäul entwirren kann?

Vielen Dank.

LG
Karlchen

Hat niemand eine Idee für mich?

LG
Karlchen

Hallo Karlchen,

meine ernstgemeinte Empfehlung: Gar nicht erst in die Verwaltung übernehmen.

Ansonsten bleibt nur gegenüber den Mietern, die einen Mietvertrag haben, die Überlassung von Kopien erbitten.

Mieter, die keinen schriftlichen Mietvertrag haben (der Mietvertrag kann mündlich geschlossen werden. Es gilt dann der BGB-Grundsatz, dass in der Miete die Betriebskosten enthalten sind) um Nachweis über Kontoauszüge bitten, die mit dem Erblasser vereinbarte Miethöhe nachzuweisen.

Hinsichtlich der WEG kann noch immer abgerechnet werden. Der Erbe sollte sich von der Bank alle Kontoauszüge ab 2012 in Kopie nacherstellen lassen, soweit diese im Nachlass nicht mehr aufzufinden sind. 2012 kann bis zum Jahresende 2015 noch abgerechnet werden. Dann tritt m. E. Verjährung ein. Allerdings kann man trotzdem versuchen, frühere Jahre auch bei Verjährung noch abzurechnen. Es wird allerdings dann problematisch, wenn sich ein Miteigentümer auf Verjährung beruft. Deshalb Vorsicht, ggf. vor der Erstellung einer nachträglichen Abrechnung anhand der Kontobewegungen die Meinung der Miteigentümer erkunden.

Wenn es keine Abrechnungen gegeben hat, wird es vermutlich auch keine Instandhaltunsrücklage geben. Hoffentlich gibt es dann wenigstens die Teilungserklärung und die Gemeinschaftsordnung.

Es wird in jedem Fall eine Fleißarbeit, die nicht mit der normalen Verwaltervergütung abgegolten ist.

Volker